fragt DIE WELT. Offenbar wechseln im nächsten Jahr in einigen Theatern die Intendanten - Spitzen-Aussichten für Leipzig, wenn sich Hartmann verabschiedet - wenn gleich an fünf wichtigen Häusern neue Intendanten beginnen.
Fünfmal wird ein neues Ensemble unter neuen Regisseuren versuchen, in Hamburg, Stuttgart, Köln, Berlin und Leipzig den Zauber des Anfangs zu entfesseln.
Es ist allerdings ein Rennen mit höchst unterschiedlichen Startvoraussetzungen, denn zwei der Mitlaufenden sind noch gar nicht aufgestellt: Während in Hamburg, Stuttgart und Köln schon seit dem vorigen Jahr klar ist, dass dort Karin Beier, Armin Petras und Stefan Bachmann Intendanten werden, ist die Politik in Berlin und Leipzig immer noch auf der Suche nach geeigneten Kandidaten. Ein klarer Nachteil für diejenigen, die das Amt schließlich antreten. Denn weil die Chefs der drei wesentlich größeren Häuser bereits seit einem Jahr Ensembles casten und Regisseure verpflichten, werden die noch nicht Nominierten für die Hauptstadt und Sachsen nur noch auf einem schon reichlich abgegrasten Markt einkaufen können.
Sowohl das Berliner Maxim-Gorki-Theater als auch das Leipziger Schauspiel gelten ohnehin als schwer vermittelbare Immobilien. Ersteres, weil es chronisch unterfinanziert ist. Letzteres, weil man den Leipzigern nachsagt, ihre traditionell wenig ausgeprägte Lust auf Theater sei während der Amtszeit des Publikumsschrecks Sebastian Hartmann komplett erloschen.
In Berlin muss die Verzweiflung nach der kurzfristigen Kündigung von Armin Petras Mitte 2011 deshalb groß gewesen sein. Angeblich hatte man Frank Castorf, dem Dinosaurier der Volksbühne, angeboten, das verwaiste Gorki einfach auch noch zu übernehmen. Interessant daran ist, dass über Castorfs erst kürzlich verkündete Amtszeitverlängerung bis 2016 offenbar schon lange entschieden war.
Die Gerüchteküche sieht zumindest für Berlin zwei der wichtigsten Regisseure der letzten Jahre vorne. Die Entscheidung werde wohl zwischen Herbert Fritsch und Nicolas Stemann fallen, simste es vorige Woche durch Deutschland. Merkwürdigerweise traut man diesen beiden erfahrenen Theaterleuten aber offenbar nicht zu, den Job ohne dramaturgische und organisatorische Köpfe als Aufpasser zu bewältigen: Fritsch werde im Duo mit Tom Stromberg antreten, Stemann mit Bernd Stegemann, glaubt der Klatsch zu wissen.
Zumindest die erste Tatarenmeldung ist schon teilweise dementiert. Herbert Fritsch wirkt glaubhaft entgeistert, als er mit der Fama konfrontiert wurde, Tom Stromberg sei sein möglicher Partner. Zwar habe es ein kurzes Gespräch mit dem Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz gegeben, bestätigte Fritsch der "Welt" - aber ohne Stromberg.
Fritsch kann gelassen bleiben. Er ist angeblich auch für Leipzig im Rennen. Dort hat er einmal inszeniert - seine Bühnenfassung von Louis de Funès' "Oscar" gehörte zu den erfolgreicheren Aufführungen in Hartmanns Intendantenzeiten. Die Tatsache, dass Hasko Weber, der von Stuttgart aus unbedingt zurück in den Osten wollte, sich für Weimar entschieden hat, statt ins viel größere Leipzig zu gehen, wo man ihn angeblich auch wollte, war für die Leipziger die erste herbe Niederlage. Nun sind - neben dem hier ebenfalls genannten Latchinian - auch noch die Dramaturgen Jens Groß und Robert Koall (beide vom Schauspiel Dresden) auf der Liste der Gerüchteküche. Bis Mai will Schmitz in Berlin einen Kandidaten präsentieren, länger kann auch Leipzig nicht warten.
Ich habe den Namen Petras auch schon mal für Leipzig gehört, genauso aber auch schon den des offenbar sehr rührigen Dresdner Intendanten Wilfried Schulz.
Nachdem ich vor drei Jahren den Wechsel zu Hartmann sehr begrüßt habe, im Großen und Ganzen zufrieden war - das schließt aber auch das Verlassen einiger Vorstellungen wegen akutem Unverständnis ein - und es eigentlich schade finde, dass Hartmann gehen will, bin ich nun sehr gespannt. Bis Ende März ist vielleicht noch Zeit, danach sollten nicht mehr nur Gerüchte kursieren.
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