Ich bin unschlüssig, einerseits las es sich weg, andererseits sind mit den Themen Pornografie und Nazis zwei "Quotenbringer" gesetzt.
Der Karrierist Karl Fußmann, der im Berliner SS-Hygieneinstitut eine Anstellung findet, soll zur Unterstützung des deutschen Nordafrikafeldzugs ein Mittel gegen die Malaria erfinden. Sein skurriler, unsymphatischer Vorgesetzter Ferfried Graf Gessner produziert mit seiner Firma "Sachsenwald Naturfilm GmbH" heimlich Pornos, die er in Schweden gegen kriegswichtiges Eisenerz tauscht und mit denen er in Nordafrika viel Geld zu machen hofft. So der etwas skurrile Plot. Fußmann verliebt sich in die Porno-Hauptdarstellerin, und beide enden in den USA.
"Absolute Spitze", aber nur im Sinne von "ganz oben auf den Wellen des Zeitgeistes" ist Thor Kunkels Buch, urteilt Iris Radisch in der Zeit, 15.04.2004.
Sprachlich mit "beiden Beinen im Untergeschoss" erzähle der Autor die Geschichte eines Forschers beim SS-Hygieneinstituts, der sich in die Sexfilmgeschäfte seiner Vorgesetzten verheddert. Auf vielen hundert Seiten "Fickgeschichten" derbsten Pornotons verbreite Kunkel die Botschaft, dass die Nazis keine Rassisten, sondern Avantgardisten der Seelenlosigkeit gewesen seien. Ein handfester "Skandal" sei also nicht die Sexfilmsprache, sondern vielmehr die "hohle Munterkeit", mit der der Autor den heutigen "Weltbild-Mix aus Zynismus und Gentechnologie" in die NS-Zeit zurücklege, findet die Rezensentin. Zwar sei man geneigt, Kunkel nach 600 Seiten zu glauben, was er seinen "unverwüstlichen" Deutschen in den Mund lege, dennoch bleibe das Buch eine Mischung aus "dauererigierter Männerfantasie" und "flott geschriebener Geschmacklosigkeit".Härter ins Gericht geht Christoph Schröder in der Frankfurter Rundschau vom 02.04.2004. Er ist ziemlich entsetzt von Thor Kunkels umstrittenen, nun bei Eichborn erschienenen Roman "Endstufe" - doch nicht aus den Gründen, die zu den heftigen Auseinandersetzungen über die Legitimität des Romans geführt haben, sondern einfach, weil er das Buch ungeheuerlich schlecht findet. Nicht nur findet er die Dialoge der Pornografie-begeisterten Nazis ungeheuer nervig, auch mangelt es dem Roman seiner Meinung nach an Struktur ebenso wie an Substanz.
Auch Robin Detje in der Süddeutsche Zeitung vom 01.04.2004 ist "mehr als erbost. Der neue Roman über Pornofilme im Nazireich hätte ein "großes Buch" werden können, wenn der Autor "ein Herz hätte oder ein Gefühl für Sprache". Beides fehle ihm jedoch und so sei nicht nur ein schlecht geschriebener, sondern obendrein noch "offen revanchistischer und antiamerikanischer" Roman entstanden."
Die Tageszeitung 30.03.2004 fand über weite Strecken einen "durchaus unterhaltsamen und wirren Trash- und Kolportage-Roman". Kritik findet übereinstimmend das Ende: nämlich die Darstellung des Einzug des Krieges in Deutschland und die Besetzung durch die Rote Armee. Kann man wohl zustimmen, ich habe mich aber nicht wirklich durchquälen müssen. Aber nicht wirklich ein Lesetipp.
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