Einen großartigen Fotoessay biete die GEO 10/10. Eine deutsche Straße im Wandel zeigt Fotos der Berliner Hufelandstraße 1987 und heute: Was ist zusammengewachsen, was getrennt geblieben? Ein Ostberliner Fotograf hat deren Bewohner kurz vor der Wende porträtiert - und ist nun noch einmal zurückgekehrt. Und er ist schockiert
Als Gentrification pur beschreibt es das gentrificationblog.
.. es scheint, als hätte eine große Welle alles weggespült, was einmal die Substanz der Straße war.
Zu Ostzeiten, sagt Zimmermann, habe er darunter gelitten, dass der Krieg an jeder Ecke noch sichtbar gewesen sei. Heute irritiere es ihn, dass er gar keine Geschichte mehr sehe. Natürlich sei er froh, dass die Häuser erhalten geblieben sind, doch komme ihm seine alte Straße heute vor, "als habe jemand die Neustart-Taste gedrückt".
Als Gentrification pur beschreibt es das gentrificationblog.
Angestoßen von öffentlichen Anreizen direkter Fördermittel und Steuererleichterungen in der Höhe von insgesamt 1 Mrd. Euro wurden mehr als 80 Prozent der sanierungsbedürftigen Wohnungen modernisiert. Die Viertel hier zählen heute zu den attraktivsten der Stadt. Neuvermietungsmieten und Kaufpreise von Eigentumswohnungen erreichen Berliner Spitzenwerte. Sozialstudien in den mittlerweile entlassenen Sanierungsgebieten zeigen, dass nur noch knapp 20 Prozent der früheren Bewohner/innen in den Nachbarschaften leben. Eine hohe Mobilität allein ist noch kein hinreichender Hinweis auf eine Gentrification. Doch in Prenzlauer Berg hat sich eine wanderungsinduzierte Neuzusammensetzung der Sozialstruktur vollzogen. Die soziale Mischung zu Beginn der 1990er Jahre hat sich in eine weitgehend homogene Bevölkerungsstruktur aufgelöst. Die traditionellen A-Gruppen wie Alleinerziehende, Alte, Arme und Arbeiterfamilien sind fast völlig aus den Gebieten verschwunden – dafür sind mit den Architekt/innen, Anwält/innen und anderen Akademiker/innen neue A-Gruppen eingezogen. Die Durchschnittseinkommen des Bezirks haben sich im Vergleich zum städtischen Durchschnitt von 70 Prozent (1993) auf 140 Prozent (2008) erhöht. Der Anteil von Akademiker/innen hat sich mehr als verdoppelt und in Gebieten wie dem Kollwitzplatz haben über zwei Drittel der Erwachsenen eine Hochschulausbildung abgeschlossen oder streben eine solche an. Noch Anfang der 2000er Jahre wurde über die Bewertung des Bevölkerungswandels gestritten, da der noch nicht abgeschlossene Verdrängungsprozess verschiedene Interpretationsspielräume zuließ. Mittlerweile wird der Gentrification-Befund nur noch in Nischen der öffentlichen und wissenschaftlichen Debatten angezweifelt.
Bedingt lesensqwert auch der recht unsinnige SPIEGEL-Artikel, der aufstrebende (gentrifizierte) Stadtbezirke an der anzahl der Spielhallen vs. Bioläden festmacht. Im Forum schrieb ein User zu recht, warum die Merkmale Hundehaufendichte oder traditionelle Berliner Kneipen im Vergleich zu Yuppi-Treffpunkten keine Rolle spielten...
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