Im Gegensatz zur letzten Volkszählung in der alten Bundesrepublik, die 1987 von heftigen Protesten begleitet wurde, macht sich 2011 offenbar eine gewisse Abgeklärtheit mit der heute beginnende Volkszählung - dem "Zensus 2011" - breit. Offenbar ein Tribut der Nachlässigkeit im Umgang mit eigenen Daten wie tausendfach in den sozialen Netzwerken und anderswo vorexerziert. Umso schöner, wenn Juli Zeh - eine relevante Stimme aus Großschriftstellerkreisen - die Volkszähler nicht in ihre Wohnung lassen will.
Mit dem Boykott des Zensus würde sie auch ein Bußgeld würde ich in Kauf nehmen, - und dagegen klagen", sagte die Schriftstellerin und Juristin Zeh in
einem Streitgespräch mit Gert G. Wagner, dem Vorsitzenden der
Zensuskommission. Zeh: "Genauso wenig wie ich will, dass der Nachbar in
meinen Schubladen wühlt, will ich mir Fragen stellen lassen müssen, die
meinen persönlichen Lebensbereich betreffen." "Ich weiß, dass ich gesetzlich verpflichtet wäre, zu antworten", sagte sie. "Ich werde mich trotzdem verweigern, sollte ich unter den Auserwählten sein."
Hintergrund ist, dass ab heute 80.000 Interviewer stichprobenartig zehn Prozent der Bevölkerung direkt zu ihren Lebensumständen befragen. Es ist die erste Volkszählung in Deutschland seit 24 Jahren. Wer sich verweigert, riskiert ein Bußgeld.
Zeh macht sich Sorgen, dass die Volkszählungsdaten missbraucht oder gestohlen werden könnten: "Sichere Daten sind deshalb immer nur die, die nicht erhoben werden."
Kritisch sieht Zeh außerdem, dass die Zensus-Interviewer auch nach dem Migrationshintergrund fragen. Damit gehe Deutschland über die Vorgaben der EU hinaus. "Wir hatten gerade eine sehr laute Debatte zum Thema Migration", sagte Zeh der taz. "Wenn jetzt staatlich erhoben wird, wer alles aus der arabischen Welt kommt, verschärft das die Fronten im angeblichen ,Kampf der Kulturen' doch nur weiter."
Zensuskommissions-Chef Wagner widersprach: "Mit diesen Daten wird die Diskussion über das Leben von Einwanderern auf eine rationale Grundlage gestellt", sagte er der taz. "Wir werden erkennen, dass die Zuwanderung eine Bereicherung für unser gemeinsames Leben ist."
Sorgen um einen möglichen Missbrauch der Zensusdaten bezeichnete er als "irrational". Wagner: "Es geht um Statistik und nicht um Spitzelei." Der Staat brauche eine bessere Grundlage für seine Planung.
Gert G. Wagner, 58, ist Volkswirtschaftprofessor und leitet seit Februar das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.
Die Autorin und Juristin Juli Zeh, 36, hat sich durch ihre Streitschrift "Angriff auf die Freiheit" auch als Bürgerrechtlerin einen Namen gemacht.
Mit dem Boykott des Zensus würde sie auch ein Bußgeld würde ich in Kauf nehmen, - und dagegen klagen", sagte die Schriftstellerin und Juristin Zeh in
einem Streitgespräch mit Gert G. Wagner, dem Vorsitzenden der
Zensuskommission. Zeh: "Genauso wenig wie ich will, dass der Nachbar in
meinen Schubladen wühlt, will ich mir Fragen stellen lassen müssen, die
meinen persönlichen Lebensbereich betreffen." "Ich weiß, dass ich gesetzlich verpflichtet wäre, zu antworten", sagte sie. "Ich werde mich trotzdem verweigern, sollte ich unter den Auserwählten sein."
Hintergrund ist, dass ab heute 80.000 Interviewer stichprobenartig zehn Prozent der Bevölkerung direkt zu ihren Lebensumständen befragen. Es ist die erste Volkszählung in Deutschland seit 24 Jahren. Wer sich verweigert, riskiert ein Bußgeld.
Zeh macht sich Sorgen, dass die Volkszählungsdaten missbraucht oder gestohlen werden könnten: "Sichere Daten sind deshalb immer nur die, die nicht erhoben werden."
Kritisch sieht Zeh außerdem, dass die Zensus-Interviewer auch nach dem Migrationshintergrund fragen. Damit gehe Deutschland über die Vorgaben der EU hinaus. "Wir hatten gerade eine sehr laute Debatte zum Thema Migration", sagte Zeh der taz. "Wenn jetzt staatlich erhoben wird, wer alles aus der arabischen Welt kommt, verschärft das die Fronten im angeblichen ,Kampf der Kulturen' doch nur weiter."
Zensuskommissions-Chef Wagner widersprach: "Mit diesen Daten wird die Diskussion über das Leben von Einwanderern auf eine rationale Grundlage gestellt", sagte er der taz. "Wir werden erkennen, dass die Zuwanderung eine Bereicherung für unser gemeinsames Leben ist."
Sorgen um einen möglichen Missbrauch der Zensusdaten bezeichnete er als "irrational". Wagner: "Es geht um Statistik und nicht um Spitzelei." Der Staat brauche eine bessere Grundlage für seine Planung.
Gert G. Wagner, 58, ist Volkswirtschaftprofessor und leitet seit Februar das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.
Die Autorin und Juristin Juli Zeh, 36, hat sich durch ihre Streitschrift "Angriff auf die Freiheit" auch als Bürgerrechtlerin einen Namen gemacht.
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