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Notizen aus Leipzig

Buch Literatur Rezension

Gelesen Ernst Jünger Gläserne Bienen

4. Mai 2010 Gepostet von Unknown 0 Kommentare
Der utopische Roman, oder vielmehr mit ca. 150 Seiten, die Erzählung Gläserne Bienen von Ernst Jünger ist neben den „Marmorklippen" (1939), „Heliopolis" (1949) und dem „Besuch auf Godenholm" (1952) eines der wenigen erzählerischen Werke Jüngers. Wie auch in anderen Büchern, etwa Aladins Problem hat der Held Probleme. Probleme, aus seiner alten Welt, er war wohl Rittmeister, in die neue Welt des modernen Kapitalismus zu finden. Dazu kommen dann finanzielle Probleme. Er erlebt den Zusammenbruch "seiner" alten Welt - da das Buch 1952 erschien, ist fraglich, welche alte Welt der konservative Jünger meint - und dem Übergang in die neue. Ich nehme an, dass Jünger tatsächlich das alte Kaiserreich meint, denn die neuen faschistischen Machthaber sind dagegen "modern". "Der Held der Geschichte, ein ehemaliger Rittmeister, der in der Armee des Kaiserreiches erzogen wurde erlebt den Zusammenbruch dieser Welt; er gerät in die Epoche des permanenten Bürgerkrieges und schließlich in die Arbeitswelt der totalen Automation. Zum Brotberuf gezwungen, wird er von einem mächtigen Wirtschaftsführer, dem Roboterherstellere Zapparoni, getestet, besteht aber die Prüfung nicht, da er einen bienenhaften Mikro-Roberter, der ihn umkreist, abwehrend zertrümmert. Jüngers "Oberförster" aus "Auf den Marmorklippen"  kehrt eigentlich in den allermeisten Werken in irgendeiner Form zurück - jeweils mit anderen Akzenten, aber es ist immer das gleiche Muster. Beschrieben wird immer das Leben im Umkreis von Machthabern, oder eine Reise zu ihnen, es ist immer eine Prüfungsgeschichte, auch wenn nicht so explizit Prüfungsfragen gestellt werden wie in der ersten "Oberförster"-Geschichte. Das Einstellungsgespräch in "Gläserne Bienen" ist so eine Prüfung. (vgl. Hartmut Dietz). Die Auseinandersetzung des Individuums mit jener neuen, inhumanen Ordnung stößt über die kühle Diagnose hinaus zu einem visionär deutenden Entwurf der Welt von morgen," heißt es in einer Rezension auf Abebooks.de
Allein für die ausgezeichnete Sprachbeherrschung - lesenswert.

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Unknown
Liest gern und viel und schreibt auch darüber.

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