Jetzt geht das große Geningel los. Eine Gruppierung um den Chef der Gewandhausfreunde (die mir bisher leider noch nicht aufgefallen sind), bemängelt das aktuelle Musiktheater und das Centraltheater. Die Aufführungen seien zu "entfernt vom Publikum".
Ich bin der Auffassung, endlich wird mal polarisiert. Meine Erfahrunegn bei der Premiere von Aida in der Oper als auch letzten Mittwoch beim Hartmannschen Macbeth im Centraltheater gleichen sich insofern. Es gibt begeisterten Beifall, aber eben auch Buhs. Am Mittwoch rief so ein Depp allen Ernstes "Hartmann raus".
Ich fand sowohl die Aida -Aufführung als auch den Macbeth sehenswert. Klar, die Leipziger Internet Zeitung schrieb zurecht:
Manche Szenen hätte man auch weglassen können. SchauspielerInnen, die sich ausziehen müssen, ein simulierter Stuhlgang auf der Bühne.Und damit war die "Reaktion des Publikums am Ende – nun fast wie gewohnt – gemischt. Buhrufe, Applaus und zustimmendes Pfeifen. Die Buhrufe galten vor allem Sebastian Hartmann, Intendant und Regisseur." Schön ist aber eben, dass man nicht nur konsumiert, sondern einfach mal wieder nachdenken kann. Und es ist auf jeden Fall gut, wenn man das Stück schon ungefähr kennt. Denn dass Uschi, der Mops die Hexen darstellen soll, war nicht sofort klar. Noch dazu ein sehr offenherziger Zuschauer (Peter W.) in eben diesem Moment in ein Zwiegespräch mit den Schauspielern eintrat. Sie redeten über Uschi, klar. Geholfen hat das aber nicht. "Mit Hartmann ist für die nächsten Jahre in Leipzig die Zeit eines mehr oder weniger klassisch daherkommenden Theaters vorbei. Durch seine nicht immer leicht nachvollziehbare Konzeption bekommt die Leipziger Theaterlandschaft einen neuen Ruck. Die Zuschauer werden – ob es ihnen gefällt oder nicht – auf verschiedenste Weise integriert. Genau das will Hartmann wohl auch: Die ZuschauerInnen sollen sich nicht berieseln lassen wie in einem Theaterstadl, sich nichts einfach vorsetzen lassen." Genau. Und das finde ich gut so. Gisela Hoyer schreibt in der LVZ
Von Werktreue besitzt das nicht wirklich viel. Hartmann hat, unterstützt durch die ironische Thomas-Brasch-Übersetzung des Originals, von der ursprünglichen Story nurmehr den Handlungsfaden übriggelassen. Und drumherum ein eigensinniges Geflecht aus szenischer Provokation und flotter Texterfindung geknüpft. ... Auch viel nacktes Fleisch, ein Stroboskop-Gewitter, pointiert eingesetzte Musik und Videoeinspiele mit archaischen Schlachtszenen zu Maschinengewehrgeräusch oder friedlichen Walen gehören ins nun auch in Leipzig nicht mehr unbekannte Instrumentarium von Theaterkunst à la Hartmann.Also. Allen unter 30 sollte es auf jeden Fall gefallen. Die Älteren müssen sich einfach dafür interessieren, und ein bisschen Offenheit mitbringen. Ich freu mich auf das nächste Stück.
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