Wilhelm Genazino, 1943 in Mannheim geboren und Georg-Büchner-Preisträger des Jahres 2004 gilt als Favorit für den Preis. Der charmante Chronist des deutschen Alltagslebens porträtiert in seiner nominierten Tragikomödie "Mittelmäßiges Heimweh" (Carl Hanser Verlag) den Verlierer Dieter Rotmund, der durch das Leben torkelt und nach und nach seine Körperteile verliert.
Antje Rávic Strubel, 1974 in Potsdam geboren, erzählt in ihrem Roman "Kältere Schichten der Luft" (S. Fischer Verlag) über eine von Eifersucht und Gewalt bedrohte Liebe. In einem schwedischen Feriencamp haben sich junge Menschen aus Ost- und Westdeutschland zusammengefunden - und jeder ist auf seine Art gescheitert und entwurzelt.
"Handy, Dreizehn Geschichten in alter Manier" (Berlin Verlag) ist der neue Roman von Ingo Schulze, 1962 in Dresden geboren. Die Protagonisten seiner tragischkomischen Erzählungen taumeln zwischen Liebe und Leid, Abschied und Aufbruch.
Wolfgang Schlüter, gebürtiger Niedersachse des Jahrgangs 1940, ist für den historischer Roman "Anmut und Gnade" (Eichborn/Die Andere Bibliothek) nominiert. Er spielt im vorrevolutionären Frankreich des 18. Jahrhunderts und handelt von Gott, Krieg, Vernunft, Aufklärung, Barockmusik - und die Pracht und Anmut der Oper.
Der 1934 in Chemnitz geborene Werner Bräunig begann bereits im Jahr 1960 mit der Arbeit an seinem Roman "Rummelplatz" (Aufbau-Verlag). Realistisch und schonungslos beschrieb er das Leben der Bergleute im Uranbergbau der "Wismut AG". Nach scharfer Kritik der SED-Zeitung "Neues Deutschland", die ihm "Beleidigung der Werktätigen und der sowjetischen Partner" vorwarf, brach er den Roman ab. Bräunig starb 1976 im Alter von 43 Jahren. Erst zwei Jahre nach der Wende gelangten seine Söhne über Umwege in den Besitz des Originalmanuskripts. Aus den insgesamt 711 Manuskriptseiten des ersten Bandes rekonstruierte die Aufbau-Lektorin Angela Drescher die nun vorliegende Fassung des Romans, der bisher als einer der wichtigsten ungedruckten Bücher der Nachkriegszeit gegolten hat.
Wie die Leipziger Messe am Dienstag weiter mitteilte, wählte die Jury bei den Sachbüchern unter anderem Saul Friedländer mit seinem Buch "Das dritte Reich und die Juden" aus. Der Preis wird in drei Kategorien verliehen: Die Auszeichnung der besten Frühjahrs-Bücher in den Kategorien "Belletristik", "Sachbuch/Essayistik" und "Übersetzung" ist zu gleichen Teilen mit insgesamt 45.000 Euro dotiert.
Im vergangenen Jahr wurde der deutsch-bulgarische Schriftsteller Ilija Trojanow, in der Kategorie Belletristik, für seinem Roman "Der Weltensammler" mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.
Klingen alle recht spannend, Ingo Schulze ist wohl mein Favorit, aber auch Genazino ist wohl die Lektüre wert.
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