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Notizen aus Leipzig

Eliteunis: Wo denn?

18. Januar 2006 Gepostet von Unknown 0 Kommentare
Bassam Tibi schreibt im Tagesspiegel über "Akademische Kindergärten"
Als ein Ausländer, der in den 60er Jahren in Deutschland studiert hat, habe ich den Niedergang der deutschen Universität begleiten können. Im 19. Jahrhundert und bis 1933 gehörten die deutschen Universitäten zu den besten in der Welt. Man lernte Deutsch, um mitzubekommen, was im akademischen Zentrum der Welt, in Deutschland, an Geistigem produziert wird. Dann kamen die Nazis und zerstörten alles, vor allem die Geisteswissenschaften. In Göttingen zum Beispiel, an dieser in Europa einst führenden Universität, lehrten viele Juden, unter ihnen mehrere Nobelpreisträger. Die Nazis haben sie ausgemerzt, sie flüchteten – wie andere – in die Vereinigten Staaten und machten die amerikanischen Universitäten zu Elite-Universitäten. Göttingen wurde zunächst eine braune Kloake und nach der Befreiung von Hitler hat die dortige Universität sich erholt, aber niemals wieder den alten Weltstandard erreicht. Im Nachkriegsdeutschland wurden die Politikwissenschaften als Disziplin der Umerziehung der Deutschen zur Demokratie („reeducation“) von den Westmächten eingeführt. Die Göttinger Politikwissenschaft entwickelte sich in diesen Rahmen und erbrachte durchaus vorzeigbare Leistungen. Dann kamen die späten 60er Jahre mit der Parole der Demokratisierung der Bildung. Die Reformen von damals führten in der Realität jedoch eher zu einer Standardisierung und Nivellierung. Dies kann man am Beispiel der Universität Frankfurt, die einst so große Namen wie Adorno, Horkheimer, Mitscherlich und Habermas vorweisen konnte, zeigen. Heute hat sie bestenfalls das Niveau einer Provinzuniversität. Dieser Prozess vollzog sich nicht nur in Frankfurt, sondern überall. Trotz der katastrophalen Verhältnisse wagte keiner, den Zustand zu beschreiben und nach funktionsfähigeren Universitäten zu rufen. Von einer Elite-Universität zu sprechen wäre angesichts der Sachlage reine Hochstapelei. Zudem galt das als „reaktionär“, ja zuweilen sogar als „faschistisch“. Es war der sozialdemokratischen Bildungsministerin Edelgard Bulmahn vorbehalten, offen zu sagen, dass es so nicht weitergehe, und Elite-Universitäten zu fordern."
Da hat er recht. Augenblicklich wird hja darum gestritten, wer denn die Entscheidungen treffen darf, nur die Universiztäten selber, oder soll auch die Politik mit einbezogen werden? Ein ganz klares Ja, denke ich.




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Unknown
Liest gern und viel und schreibt auch darüber.

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