In seiner spannenden Autobiografie als Revolutionär “Vom Weißen Kreuz zur Roten Fahne” beschreibt Max Hoelz unter anderem, wie er vom Christ zum freiheitlichen, revolutionären Rätekommunisten wird. Schade, dass diese recht lesenwerte Autobiographie 1929 endet. Es wäre sehr interessant, wie Hoelz dann seine Zeit in der Sowjetunion beschrieben hätte. Schönes Buch, 1969 im Frankfurter Verlag Neue Kriti erschienener reprint der Malik Ausgabe von 1929.
"Max Hoelz bezahlt`s" war in den Dörfern im Vogtland und im Mansfelder Landeine geläufige Redensart, wenn Arme anschreiben ließen. Hoelz war in den Geschichten der Bergarbeiter und Hüttenleute einer, der von den Reichen nahm und es den Armen gab - eine Art Robin Hood oder Karl Moor aus Schillers Räubern. Sein Andenken geriet zu DDR-Zeiten immer mehr in Vergessenheit Auch heute denkt kaum noch jemand an ihn. Das achtbändige Lexikon von Meyer aus dem Jahre 1962 widmet ihm drei Sätze:
"Hoelz, Max, Revolutionär mit anarchistischen Tendenzen, geb14101889 Moritz bei Riesa, gest 1891933 bei Gorki; organisierte 1920 den bewaffneten Kampf der Arbeiter im Vogtland gegen den Kapp-Putsch, in den Mitteldeutschen Kämpfen 1921 Anführer bewaffneter Arbeitergruppen Hschadete durch sein anarchistisches Auftreten der revolutionären deutschen Arbeiterbewegung" In der Encarta Plus 2000 ist sein Name nicht mehr zu finden. Schade.
Wegen seiner Teilnahme an den bewaffneten Kämpfen der Arbeiter saß Max Hoelz viele Jahre in deutschen Gefängnissen und beschreibt das auf ca. der Hälfte seiner Autobiographie. 1930 , unmittelbar nach seiner Entlassung, ging er in die Sowjetunion.
"Parteibürokratie, Schlendrian, Intrigen und die beginnenden "Säuberungen" verunsicherten ihn sehr stark Er glaubte, dass das alles ohne Wissen Stalins geschieht Max Hoelz verzweifelte beinahe an den vorgefundenen Zuständen Er kämpfte gegen Mängel, Mißstände, Schlamperei wie früher gegen die Reichswehr Aber er kämpfte gegen Windmühlenflügel Er schrieb:" Ich habe mit verantwortlichen Genossen wiederholt über die fürchterliche Unordnung und Materialvergeudung auf dem Platze gesprochen und ihnen konkrete Vorschläge gemacht, welche Maßnahmen zur Abhilfe ergriffen und durchgeführt werden können Aber die Genossen haben kein sonderliches Interesse an der Frage Das Parteikomitee erklärt, das sei Sache der Verwaltung; die Verwaltung erklärt, das sei Sache der einzelnen Zeche Betriebsteile Die Zechen erklären - bei ihnen sei alles in Ordnung"
Im Rahmen der verbrecherischen Stalinschen "Säuberungen" wurde auch Hoelz zu einer "Aussprache" "Tschistka" vorgeladen Wenige Tage vor seiner "Tschistka" ertrinkt Max Hoelz unter bisher nie geklärten Umständen in den Fluten der Oka Seine Leiche wurde am nächsten Tag am Ufer gefunden Die ihn kannten wollten nicht glauben, dass ein so guter Schwimmer ertrunken ist." diskutierten man im Politikforum.
Hier mal eine Beschreibung der Ereignisse aus marxistsicher Sicht.
"Als »deutscher Robin Hood« führte der Rätekommunist Max Hoelz während der Kämpfe im mitteldeutschen Industrierevier 1921 einen Partisanentrupp, der zum Eintreiben von »Revolutionssteuer« Fabrikantenvillen sprengte. Nach langer Haft übersiedelte Hoelz 1929 in die Sowjetunion, wo er im September 1933 in der Oka ertrank. War der gute Schwimmer betrunken mit seinem Boot gegen einen Brückenpfeiler gefahren, oder handelte es sich um einen Mord des sowjetischen Geheimdienstes? Kürzlich aufgefundene Hoelz-Briefe aus dem Hotel Lux belegen seinen Streit mit Teilen der Sowjetbürokratie.
»Inzwischen steht fest, daß er ein frühes Opfer der stalinistischen Säuberung war«, behaupten Weber/Herbst. Als »Beweis« führen sie das 1936/37 vom NKWD geschaffene Konstrukt einer »konterrevolutionären, terroristischen, trotzkistischen« Hoelz-Wollenberg-Gruppe an. Tatsächlich stammen die immer wieder kolportierten Hinweise eines Zeugen auf die Ermordung von Hoelz aus dem 1938 im faschistischen Nibelungen-Verlag erschienenen Buch »Der verratene Sozialismus«. Dessen Autor K. I. Albrecht alias Karl Löw arbeitete als Forstexperte in der Sowjetunion und kehrte 1934 nach Deutschland zurück, wo er zum glühenden Hitler-Anhänger mutierte.", schreibt die jungewelt.
Lesenswertes Buch. Ich habe mich dann noch mal kurz an Manfred Gebhardts Biografie, erschienen im Verlag Neues Leben Berlin, versucht, scheint mir aber zum Großteil übernommen zu sein. Also erst mal weggelegt.
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