Gelesen: Helene Hanff 84, Charing Cross Road
Großartig! Briefwechsel zwischen einem britischen Antiquar und einer amerikanischen Vielleserin, der genau zwanzig Jahre zwischen 1949 und 1969 umfasst. Den britischen Buchhändler Frank Doel beschreibt er als die "Verkörperung aller Antiquariatstugenden", ganz verzaubert ist unser Rezensent aber vor allem von dem "Konversationsgenie" Helene Hanff, die den Buchhändler mit "gezielten Frechheiten und liebevollen Provokationen" aus seiner anfänglichen Reserve locke. Hanff sei es zu verdanken, dass aus der Geschäftskorrespondenz über Bücher ein persönliches Gespräch wurde, an dem sich bald sämtliche Mitarbeiter des Antiquariats beteiligten. Ingendaay zitiert eine Passage aus einem Brief der Hanff, die ihren Witz und ihr Temperament zeigt: "Das nennen Sie Pepys' Tagebuch!? Das ist nicht Pepys' Tagebuch, das ist die elende Zusammenstellung von Exzerpten aus Pepys' Tagebuch, herausgegeben von irgendeinem übereifrigen Kerl, der in der Hölle verfaulen möge! Ich könnte ausspucken davor! Wo ist der 12. Januar 1668, als ihn seine Frau aus dem Bett jagt und mit einem glühend heißen Feuerhaken quer durchs Schlafzimmer verfolgt?" Danach fragt sie, ob sie frische Eier oder Eipulver zu Weihnachten schicken soll. Für Ingendaay ist das Buch eine "Zeitmaschine": Obwohl es von einer vergangenen Epoche erzählt, die Autoren inzwischen tot sind und die Buchhandlung Marks und Co längst nicht mehr existiert, ändere das Gespräch über Bücher "unser Zeitempfinden radikal". Rainer Moritz habe die Briefe "tongenau übersetzt".
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