Karin Seddig schrieb den Roman „Runterkommen“ nach ihrem Doppeljob in zwei Anwaltskanzleien, nachdem ihre beiden Kinder im Bett waren. Ihr Debütroman in ungeschnörkelter, fast minimalistischer Sprache beschreibt die Obsession des Anwalts Eric zu dessen Putzfrau Dani. Dessen Frau verlässt ihn mit den beiden Kindern, sein Chef kündigt ihm und er beginnt zu trinken. Alle Figuren des Romans sind lebensuntüchtig, haben ein Alkoholproblem und leiden an der unerfüllten Sehnsucht nach Liebe. Mir hat an diesem Roman besonders die klare und ungekünzelte Beschreibung der Hauptpersonen gefallen.
Hat mir sehr gut gefallen, diese Suche nach dem kleinen, persönlichen Glück der Handelnden. Man mag die eigentlich Scheiternden gern, ist am Ende froh, dass offenbar jeder ein winziges Glück gefunden hat. Was alle antreibt, ist die Sehnsucht nach völliger Verschmelzung mit einem geliebten Gegenüber. Leider ist das geliebte Gegenüber in den seltensten Fällen zum Verschmelzen bereit, oder es verwechselt Liebe mit Sex. Denn neben Selbstfindungsprozessen gibt es jede Menge komplizierte amouröse Verwicklungen. Ausgezeichnet fand ich die Aufteilung, jede Figur schildert ihre Gefühlslagen in separaten Kapiteln und die Sprache. Trotz der ganzen Trostlosigkeit ein lesenswerter Roman.
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