Im Deutschlandfunk sprach Claus Leggewie, Leiter des Kulturwissentschaftlichen Instituts in Essen über den Sozialphilosophen André Gorz, der sich im Alter von 84 Jahren gemeinsam mit seiner unheilbar kranken Ehefrau Dorine das Leben genommen hatte. Gorz habe in seiner Kritik der Arbeitsgesellschaften und in der Formulierung einer politischen Ökologie Fragen, aber auch Antworten formuliert, die heute präsenter und auch dringender sind, als je zuvor, so Leggewie. Ich nahm mir daraufhin noch mal die rotbuch -Ausgabe von Gorz` Wege ins Paradies zur Hand. Zustimmen kann ich, dass
"André Gorz, der Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre den Sozialismus, den autoritären Staatssozialismus kritisiert hat und der dann Anfang der 70er Jahre die ökologische Frage für die Linke entdeckt hat, dass er in einem Maße Recht behalten hat, das geradezu Aufsehen erregend ist."Und damit auch der These folgen, dass er "ein wirklich unterschätzter Autor. ..ein Vertreter der neuen Linken" ist. Denn das Buch liest sich heute wie die meisten sozialwissenschaftlichen Klassiker der 70er Jahre. Das heißt nicht gerade unanstrengend. Aber die Gedanken, beginnend mit Grundeinkommen, die ökologische Frage - gerade auch am Beispiel der nachkolonioalen Welt und der europäischen Überproduktion sowie der ökologischen Verquickung beider - aber auch Arbeitszeitverkürzung bleiben aktuell. Warum Gorz meines Wissens in der DDR nicht erschienen ist, ist auch klar; hat er doch tatsächlich den Staatsozialismus heftig kritisiert. (- und da musste ich an meine Lehrerin Keekok Lee denken -)
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