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Notizen aus Leipzig

Leipzig Musik Verlage

Leipzig muss weiter auf die Hinrichsens warten

2. September 2008 Gepostet von Unknown 0 Kommentare
Einstweilige Verfügung verhindert Eröffnung des Musikverlags im historischen Peters-Haus

Eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Frankfurt am Main vom 2. Juli 2008 untersagt der Hinrichsen Foundation, London, den neu gegründeten Musikverlag "Edition Hinrichsen GmbH" in Leipzig zu betreiben. Der Verlag sollte die Tradition der Hinrichsen Familie im Musikwesen in Leipzig (Edition Peters) fortführen. Die Peters Edition Ltd., London, und die Mitglieder der Familie Hinrichsen sehen sich gezwungen, die für den 18. September 2008 geplante Geschäftseröffnung im traditionsreichen C.F. Peters-Haus in der Talstraße 10 abzusagen. Über die weitere Zukunft der Firma soll baldmöglichst entschieden werden, meldet ots heute.Na fein. Wer könnte denn da was dagegen haben? Achso, klar.
Die Gerichtsentscheidung wurde von Claudia Petschull erwirkt, die wie die Hinrichsen Foundation Kommanditistin der C.F. Peters GmbH & Co. KG in Frankfurt/Main ist und sich auf ein Wettbewerbsverbot beruft. Sie ist Erbin von Dr. Johannes Petschull, dem ehemaligen Geschäftsführer und Miteigentümer der C.F. Peters GmbH & Co. KG. Er hatte den Leipziger Peters-Verlag während der NS-Zeit erworben. Viele Mitglieder der Familie Hinrichsen sind in dieser Zeit ums Leben gekommen; einige konnten Deutschland verlassen.
Während der NS-Zeit erworben? Das heißt genauer - wie die Neue MusikZeitung schon 2005 beschrieb, dass Henri Hinrichsen der Sohn des Gründers zunächst ungestört blieb, "wegen seiner Verdienste um die Musikkultur und devisenträchtiger Exporte". Das brauchten auch die Nazis, die ihn trotz seiner jüdischen Herkunft bis 1938 ungestört ließen. "Dann aber geschah schlimmstes Unrecht: der Verleger musste die Traditionsfirma C.F. Peters unter Wert verkaufen und einem arischen Verlagsleiter übergeben. Von der Verkaufssumme blieb ihm nichts. Hinrichsen konnte nicht einmal sein nacktes Leben retten und wurde 1942 in Auschwitz ermordet."

Dann kam das Jahr 1943. Alliierte Luftangriffe hatten Leipzigs Verlagsviertel schwer zerstört und nach 1945 verlagerten die Amerikaner gezielt "die Buch- und Notenverlage, darunter Breitkopf & Härtel, nach Wiesbaden beziehungsweise Frankfurt, um sie vor der Roten Armee zu "retten". Johannes Petschull, der arische Nachfolger Henri Hinrichsens, half bei diesen widerrechtlichen Auslagerungen. "Zahlreiche Kisten mit Notenmaterial und Druckplatten ließ er von Leipzig in den Westen abtransportieren. Diese aus der alten Verlagsstadt "geretteten" Früchte gehörten zum Startkapital des neu gegründeten C.F. Peters Musikverlags Frankfurt, der nun mit dem Stammhaus konkurrierte."

Un eben diese Familie Petschull, klagt jetzt gegen die Rückverlagerung.
Geplant war, dass die Edition Hinrichsen GmbH als deutsche Verlagstochter die von den Hinrichsen-Söhnen Max und Walter 1937 in London und 1948 in New York gegründeten Musikverlagshäuser unterstützen sollte.

Beschäftigt werden sollten auch ehemalige Musikwissenschaftler der C.F. Peters in Leipzig, die 1993 entlassen worden waren. Die "Wende 1989" führte nämlich dazu, dass C.F. Peters in Leipzig geschlossen wurde.

"Wir bedauern es außerordentlich, dass Frau Petschull diese gerichtliche Verfügung erwirkt hat. Damit hat sie wahrscheinlich die Chance zerstört, in Leipzig ein neues Kapitel der Hinrichsen-Geschichte zu schreiben", so Nicholas Riddle, Geschäftsführer der Edition Hinrichsen GmbH.

Das wars?
Leipzig
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Unknown
Liest gern und viel und schreibt auch darüber.

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