"Die 'autorisierten' israelischen Siedlungen bestehen aus hübschen Einzel- und Reihenhäusern und sind mit großzügigen Gemeindezentren ausgestattet, die aus staatlichen Lottomitteln finanziert wurden. Es gibt von Zypressen umstandene Einkaufszentren inmitten sattgrüner Rasenflächen, und es gibt Swimmingpools in Sichtweite von palästinensischen Dörfern, denen das Wasser zweimal wöchentlich von Tanklastern angeliefert wird. Als Besucher merkt man sehr bald: Die Bewohner der meisten Siedlungen gehen fest davon aus, dass sie und ihre Nachkommen hier auf Dauer bleiben werden. Nur in den Siedlungen, die aufgegeben werden sollen, herrscht eine deutliche Verbitterung. Häufig hörte ich hier den Satz: 'Wir wurden schon von den Nazis rausgeworfen, aber von hier kriegt man uns nicht weg.'
Ein Großteil des Westjordanlands bleibt Kriegsgebiet. Das israelische Militär ist noch stark präsent: Überall sieht man die runden, gepanzerten MG-Stellungen und die Wachtürme, die in der Nähe der größeren Palästinenserdörfer errichtet wurden. Die Türme haben Beobachtungsschlitze, die zugleich Schießscharten sind, und hohe Antennen und Masten, an denen große israelische Flaggen hängen. Vor den Türmen stehen Panzerwagen. Weit östlich der großen Mauer, tief im Westjordanland, sah ich mehrere neue niedrige Mauern, die parallel zu den örtlichen Straßen verlaufen. Die Armee hat sie offenbar gebaut, um die Fluchtwege potenzieller Terroristenautos blockieren zu können.
Und überall zwischen Hebron, Jerusalem und Nablus wehen erstaunlich viele, oft überdimensionierte israelische Flaggen. So viele und große waren es früher nie. Sie hängen an jeder Straßensperre, am Rande jeder Siedlung, an jeder geeigneten Straßenlampe, an den hohen Stacheldrahtzäunen. Eine bewusste Demonstration eigener Übermacht gegenüber einer feindlichen Bevölkerung."
Israels kleines hässliches Imperium
Ein interessanter Text in der aktuellen Ausgabe der Le Monde diplomatique: Gerade angesichts der jüngsten Ereignisse läßt sich mal wieder sehr kompakt nachlesen, wie alt dieser Konflikt schon ist.
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