Mit dem Freibrief für Premierministerin Theresa May durch Unterhaus und Oberhaus wird ein harter Brexit wahrscheinlicher
In Großbritannien sind derzeit ca. zwei Millionen Menschen direkt oder indirekt in der Finanzindustrie beschäftigt. Die City of London, der Finanzbezirk der Hauptstadt, ist die größte Steuerquelle für den britischen Staat. Gegenwärtig dürfen alle Banken, die in London ansässig sind ihre Geschäfte im gesamten Gebiet der Europäischen Union anbieten, wenn sie sich für einen sogenannten „Passport“ beworben haben, der von den britischen Regulierungsbehörden erteilt wird. Gerade nicht-britische Banken wie JPMorgan Chase & Co., Credit Suisse Group AG oder Nomura Holdings Inc konnten damit auf einen Markt mit 500 Millionen Kunden zugreifen. Mit dem Verlassen der EU ist unklar, ob und wie diese Passport-Rechte bestehen bleiben.
Das gilt auch für das Clearing. BenoîtCoeuré, ein Mitglied des Executive board der Europäischen Zentralbank sieht in
einem Interview mit der Financial Times das Festhalten des Londoner
Finanzzentrums am Euro-Clearing als „herausfordernd“ an. Grund ist vor allem
der Wegfall der übergreifenden Regulierung durch den Europäischen Gerichtshof.
Händler von Aktien, Anleihen, Rohstoffen und Derivaten verlassen sich auf das Clearing, um ihre Transaktionen sicher abzuschließen. Clearinghäuser fungieren als Vermittler zwischen Käufer und Verkäufer, die Händler verpflichten, Sicherheiten - Bargeld oder Anleihen - als Puffer gegen Verluste und mögliche Ausfälle zu geben. Derzeit werden 75 Prozent der europäischen Clearing-Aktivitäten in London durchgeführt. Das größte Clearinghaus, LCH, gehört mehrheitlich der London Stock Exchange Group Plc. Deren CEO, der ehemalige Lehmann Brothers CEO Xavier Rolet führte in einem Interview mit Bloomberg im vergangenen September aus, dass mindestens 100000 Jobs im Risikomanagement und den Büros in Gefahr sind. Profiteure wären höchstwahrscheinlich weniger Paris und Frankfurt als vielmehr New York.
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