Interessantes Interview mit Musikkurator Christoph Gurk vom Centraltheater im Gespräch mit Jörg Augsburg.
In Berlin, beim Hebbel am Ufer, wo ich auch arbeite, fängt mein Publikum bei Leuten im Alter von 20 Jahren an und endet bei meiner Generation, also bei Menschen, die auf die 50 zugehen. Am Centraltheater liegt das Spektrum eher zwischen 18 und 30. Wer älter ist, besucht in Leipzig solche Veranstaltungen nicht mehr so häufig.
Das ist doch sicher eine der noch deutlich wahrnehmbaren Ost/West-Scheiden, weil hier gerade älteren Generationen immer noch vergleichsweise viel popkulturelle Sozialisation fehlt. Engere Berührung zu aktueller Underground-Musik ist ja erst seit gut 20 Jahren möglich – außer man war halt Fanatiker.
Würde ich auch sagen, gerade bei einer Gruppe wie Wire. Aber der Altersunterschied bei Konzerten in Berlin und in Leipzig steht auch grundsätzlich in einem Zusammenhang mit der Bevölkerungsentwicklung. Wer über 30 ist, nimmt in dieser Stadt offenbar an einer bestimmten Form des Kulturlebens nicht mehr teil. Ich empfinde es als ein echtes Problem, dass Leipzig den Leuten, die hier an den Hochschulen eine hochqualifizierte Ausbildung bekommen, über das Studium hinaus keine hinreichenden Beschäftigungsmöglichkeiten bieten kann. Die ziehen nach ihrem Abschluss meistens weg. Dafür rücken wieder jüngere Menschen nach, die hier studieren wollen, gerade weil sie Leipzig, mit einem gewissen Recht, für einen coolen Ort halten. Die Folge ist, auf meinen Arbeitsbereich übertragen, dass ich einige Veranstaltungen, die tiefer in die Musikgeschichte reichen, nicht machen kann.
Popmusik am Centraltheater, die letzte? Musikkurator Christoph Gurk im Gespräch - Kultur News - Kultur - LVZ-Online
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