Ist ja nicht ganz neu, und lag bei mir einige Zeit auf dem Stapel. Ich bin eigentlich ganz angetan, aber nicht begeistert. Das scheint aber vielen so zu gehen, zumindestens hat das der Perlentaucher auch so ertaucht. So ist Martin Halter in der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.07.2003 "zwar durchaus beeindruckt von diesem dritten Buch des Australiers Richard Flanagan, aber für ein Meisterwerk hält er es, im Gegensatz zu einigen seiner begeisterten Kollegen, dann doch nicht. Dafür berührt es ihn einfach nicht genug. Die Figuren sind ihm "in ihrer Bizarrerie zu flach", die Orte des Geschehens zu "kulissenhaft" und das "postmodernen Brimborium" sei "oft nur ermüdend." Immerhin nennt er den Roman "eine ehrgeizige Reflexion über Aufgaben und Grenzen postkolonialer Literatur". Und ein Genuss ist die Lektüre nach Halters Meinung trotz dieses akademischen Anspruchs: "'Goulds Buch der Fische' ist als Fälschung getarnte Wahrheit, aus Abschaum destillierte barocke Schönheit". Das ist doch schon einmal etwas!" Dem kann ich mich voll anschließen. Die Sporache ist schön, es werden schöne, komplexe Geschichten erzählt, aber irgendwie ist nichts neues. Das ist vielleicht auch schon ganz schön viel verlangt ist,. aber trotzdem. Dazu kommt, dass Flanagan als guter Leser viele Sachen remixed. Das sieht auch der Falter so: "Trotz dieser Weltabgewandtheit sind uns aber viele der literarischen Motive, die in Goulds Buch aufgegriffen werden, vertraut: Es werden Strophen aus dem Hohelied Salomons und dem Evangelium nach Johannes paraphrasiert, die Szene einer nicht intendierten Beschneidung durch ein herabfallendes Fenster kennt man aus "Tristram Shandy" - um nur einiges aufzulisten, was Flanagan aus der Literaturgeschichte "geklaut" hat. Goulds Buch der Fische "klingt" wie eine gesampelte Version des literarischen Kanons."
Auf jeden Fall ist die Geschichte nicht schlecht, ein Sträfling auf einer tasmanischen Insel erzählt sein Leben - wie er Fisch wurde. Eingepackt in ein wunderschönes Buch - verschiedenfarbige Tinte, glitzernder grüner Leinenband, etc. Auf der Insel, Sarah Island, regiert ein wahnsinniger Kommandant und früherer Häftling, der eine lächelnde goldene Maske trägt und aus diesem Territorium des Schreckens die musterhafte "Nation Nova Venezia" machen will - als selbst ernannter "Großdoge der Südlichen Meere" nimmt er zunehmend eine Ceauscescu-Rolle an. Erkrankt an Syphilis muss er große Mengen Drogen nehmen und läßt sich von allerlei zwielichtigen Beratern einiges einreden. Die Briefe der Schwester Anne, die ja wohl Thomas de Quincey ist, lassen ihn ein gigantisches Schattenreich auf der Insel ervbauen, mit großer Mah JJong Halle, einer Eisenbahn, die vor Kulissen fährt und mehr. Eigentlich am besten die lakonische Bemerkung auf der letzten Seiite, danach ist Gould nicht nur der Maler, sondern der Kommandant, der Arzt, der Wahnsinnige, der Wärter und vieles mehr selbst gewesen. Das ist einfach gut. Alles in allem ok, und lesenwert, aber eben nicht DER große Roman, der auf einer Stufe mit Tristram Shandy zu nennen wäre...
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