Das Buch erschien 1988, ein Jahr vor dem Mauerfall anläßlich einer Konferenz in Frankfurt/Main über die Zukunft der Aufklärung. Was die Autoren zusammenführte, war wohl die Sorge um die Aufklärung. Aufkärung? Was ist das eigentlich? Das "Herausgehen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit" wie Kant sagt? Generell wohl die "Orientierung an universalen Wertsystemen der Menschenrechte, der sozialen Gerechtigkeit und der Freiheit“, wie Schaedelbach in einem Artikel nahelegt. Und damals schien diese Aufklärung durch andere Gesichtspunkte wie "nationale Identität, Freund-Feind-Polarisierung und eine modernitätsfeindliche Lebensstimmung“ geschwächt. "Im Rückblick waren solche Bedenken nicht unbegründet, denn in der Tat erreichte in den 80er Jahren die neokonservative Gegenströmung gegen eine vermeintliche linke Kulturrevolution seit 1968 ihren Höhepunkt", schreibt Schnädelbach. (Ist es heute wieder soweit?) Es war ja auch die Hochzeit der sogenannten Postmoderne, der ich auch anhing. Anything goes klingt eben auch recht verlockend, für alles. Gerade weil, "die große Erzählung der Aufklärungsgeschichte, an der die Marxisten am längsten festhielten, längst der Geschichte zum Opfer gefallen ist, und dies nicht erst durch das postmarxistische und postmoderne Wissen, das diese Story als mythisch erkennt, sondern schon durch den Historismus des 19. Jahrhunderts, den wir heute selber als eine Gestalt der Aufklärung verstehen." Aber heißt das wirklich, dass "die große historische Version der Aufklärung im Sinne eines die ganze Menschheit umfassenden und sich unvermeidlich auf ein Ziel hin fortzeugenden Prozesses keine Zukunft" hat. "Wie es sich hingegen mit der kleinen Variante verhält, die ja selbst eine solche Zukunft ausdrücklich bestreitet, darüber läßt sich nicht entscheiden, ohne darauf einzugehen, was man genauer mit Aufklärung meint", schreibt Schnädelbach. Aber was meint das also, die kleine Aufklärung? Das Leben ohne Religion, so die Antwort. Ist das überzeugend? Eben um die Aufklärung im "Klassischen" geht es in dem Buch, es gibt eben keine Postmoderne, sondern die Moderne ist noch nicht zuende. Es geht um das Verhältnis von Wissenschaft und Politik, also auch heute noch aktuelle Überlegungen. Die Linke schien verunsichert, "mit Verheißungen einer Zukunft, die das schlechte Heute verdrängen würde, "rechts" mit Verheißungen einer Zukunft, die vom schlechten Heute verdrängt werde", schreibt Wiethölter auf Seite 36. Was bedeutet das heute, was bedeutet das für Wähler im Jahre 2005, kurz vor dem (wahrscheinlichen) Ende von Rot-Grün und der konservativen Machtübernahme? Eine gute Zukunft? Wohl kaum. Damals ging es zumindestens noch um Feminismus und Ökologie, natürlich. Aber auch die meisten anderen Artikel sind recht gut. Lesenswert.
Achja, der Wahlspruch der Aufklärung? - Sapere aude ! [Wage zu wissen !] Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Genau.
Jörn Rüsen, Eberhard Lämmert und Peter Glotz (Hrsg.), Die Zukunft der Aufklärung, Frankfurt: Suhrkamp (es 1479)
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