"Mit seinem Buch "Ein Jahrhundert wird abgewählt" ist der britische Zeithistoriker und Publizist Timothy Garton Ash in Deutschland bekannt geworden. Mit "Im Namen Europas" wurde er in den 1990er Jahren weltberühmt.
Die Zeit begrüßte den Band sogleich nach Erscheinen als "ein wahres Politikum". Garton Ash hat ein halbes Jahrhundert deutscher Außenpolitik dargestellt - im gesamtdeutschen Kontext der Ost-West-Auseinandersetzung, in der Zwiespältigkeit zwischen machtpolitischem Kalkül und demokratischer Moral, im Zwielicht ideologischer Kämpfe und im Spiegel der veröffentlichten Meinung.
Der Autor benutzte für sein monumentales Werk alle erreichbaren Materialien bis hin zu den Geheimakten, die er in den SED- und Stasi-Archiven gefunden hatte; er konnte Einblick nehmen in die persönlichen Aufzeichnungen und Korrespondenzen von Brandt, Schmidt, Bahr, Kohl, Genscher sowie von Breschnew und Gorbatschow. Immer ging es um die entscheidende Frage:
Hat die deutsche Ostpolitik - die "im Namen Europas" betrieben wurde - die Vereinigung und die Wende im Osten mit herbeigeführt? Ja, weil sie geholfen hat, die monolithische Teilung der Welt zu lockern. Nein, weil sie stabilitätsorientiert bis zum Schluss vieles getan hat, um den sicheren Status quo zu erhalten; die "Bewegung von unten", der Aufstand der Osteuropäer und der Ostdeutschen, hat diese Politik überrannt.
Marion Gräfin Dönhoff lobte "die Brillanz und Kompetenz" von Garton Ash, "das Buch ist im besten Sinne typisch englisch: skeptisch, pragmatisch, allen Ideologien und Rechtfertigungen misstrauend" (Wochenpost)."
Interessant fand ich die Ausführungen zur Anerkennung Kroatiens und Sloweniens am Beginn der 90er Jahre durch den damaligen Außenminister Hans-Dietrich "Der Pullunder" Genscher. Dass er unter starkem Druck stand, die darauffolgende Welle der Kriegsflüchtlinge von denen Deutschland - richtigerweise - mehr als 100000 aufnahm im Gegesatz zu den 4000!! in England oder 1000!! in Frankreich, etc. Ist alles schon etwas vergessen, macht also Sinn 12 Jahre nach Erscheinen mal wieder zu lesen.
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